Das Land Niedersachsen wird - in einer gemeinsamen Übung des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr (KVK) Leer und der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) Ortsverband Leer - durch die schwerste Schneekatastrophe in Norddeutschland seit 1979 bedroht. Nach anhaltenden Schneefällen wurde am 26.04.2013 um 19:30 Uhr durch den Landkreis Leer der Katastrophenschutzalarm (Kats-Fall) ausgelöst. Im ganzen Gebiet des Landkreises sind Schneehöhen von ca. 60 cm gemeldet. Mittlerweile kommen die Räumdienste gegen die auftretenden Schneemassen nicht mehr an. Die Ortsfeuerwehren befinden sich bereits seit dem Vortag im Dauereinsatz.
Das Kreisgebiet wurde durch den Katastrophenschutzstab beim Landkreis Leer unter Leitung des Landrates in zwei Einsatzabschnitte eingeteilt. Diese werden durch die natürlichen Grenzen der Flüsse Ems, Leda sowie Jümme in den nördlichen und den südlichen Teil von einander abgegrenzt. Der Einsatzabschnitt Nord wird durch die Technische Einsatzleitung (TEL) der Feuerwehr geführt. Der Informations- und Kommunikationstrupp (IuK) des THW Leer stellt die Leitung des Einsatzabschnittes Süd. Zur Koordinierung der eigenen THW-Kräfte wurde in der THW-Unterkunft in Leer der sog. Leitungs- und Koordinierungsstab (LuK-OV-Stab) eingerichtet und betrieben.
Aufgrund der Vielzahl von Schadenstellen wurde der Einsatzabschnitt Süd wiederum in zwei Untereinsatzabschnitte geographisch getrennt durch die Ems gegliedert. Der Untereinsatzabschnitt West wird durch die Feuerwehr Weener betrieben. Ihr unterstellt sind die Ortsfeuerwehren Weener, Bunde, Dollart, Wymeer, Jemgum und Stapelmoor.
Im Gebiet Bunderhee sind zwei landwirtschaftliche Betriebe durch die anhaltenden Schneefälle von der Außenwelt abgeschlossen. Es ist dort zu Stromausfällen gekommen. In Zusammenarbeit mit dem KVK konnte ein Stromerzeuger der Bundeswehr organisiert werden. Dieser kann zumindest zeitweise den Betrieb der Melkanlagen in den Bauernhöfen sicherstellen. Zur Räumung der Zufahrten in diesem Gebiet wurden drei Fachgruppen Räumen des THW angefordert.
Wesentlich kritischer sieht die Lage in Weener aus. Dort droht das Dach des Altenzentrums Rheiderland unter der Last der Schneemassen einzustürzen. Auf Anweisung des Landrates müssen die 86 Bewohner sofort in die nahegelegene Turnhalle der Phönixschule evakuiert werden. Das KVK hat zu diesem Zweck die Bereitstellung von Betten durch die Bundeswehr organisiert. Der Transport der Bewohner wird durch Einheiten des THW Leer erfolgen. Die Verpflegung der betroffenen Personen wird durch die Küche des Kreiskrankenhauses Leer sichergestellt. Die Betreuung übernehmen die Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Zum Glück hat in Leer bereits der Frühling Einzug gehalten und es handelt sich bei dem zuvor geschilderten Sachverhalt nur um eine fiktive Übung. Damit die Einsatzkräfte der betroffenen Hilfsorganisationen (Feuerwehr, THW, Bundeswehr, DRK, etc.) im Ernstfall jedoch in der Lage sind solch komplexe Einsätze zu beherrschen, sind entsprechende Ausbildungen und damit verbundene Übungen zwingend erforderlich.
Aus diesem Grund wurde in einer Zusammenarbeit des KVK Leer mit dem THW Leer am vergangen Wochenende eine sogenannte Stabsrahmenübung unter dem Motto "Schneeball 2013" durchgeführt. Ziel der Übung war es unter möglichst realistischen Bedingungen die Zusammenarbeit zwischen KVK und THW zu erproben und einen Einblick in die Stabsarbeit des jeweils anderen zu bekommen. Dabei konnten viele Parallelen aber auch einige Unterschiede in den Strukturen der beiden Bundesorganisationen festgestellt werden. Das KVK hat darüber hinaus in Rahmen der Übung die interne Zusammenarbeit mit dem Landeskommando der Bundeswehr in Hannover erproben können. Auf Seiten des THW wurde die Kommunikation zwischen Einsatzleitung Süd, Fachberater sowie LuK-OV-Stab simuliert.
Der Ortsbeauftragte des THW Leer Stefan Sandstede bedankte sich bei der abschließenden Einsatzbesprechung bei den Teilnehmern für ihre Mitarbeit. "Die Stabsrahmenübung war aus Sicht des THW eine gelungene Übung. Wir haben eine Einsicht in die Stabsarbeit des Kreisverbindungskommando der Bundeswehr bekommen und wissen nun, wie dort gearbeitet wird. Wir danken dem KVK für die gute Zusammenarbeit".
Text und Fotos: Joachim Heyo Duin (BÖ)