Leer - Wenn der Präsident der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), Albrecht Broemme, aus Bonn in das ostfriesische Leer reist um seinen Ortsverband zu besuchen, dann ist dies für alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer eine ganz besondere Ehre. Eingeladen wurde der hochrangige Bundesbeamte durch die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann aus Hesel für eine aktuelle Ausgabe ihrer Gesprächsrunde auf dem "schwarzen Sofa". In diesem Format führt Frau Connemann in regelmäßigen Abständen vor Publikum Interviews mit wichtigen Persönlichkeiten. Aufgrund des großen Interesses wurde es in der Unterkunft des THW Ortsverbandes Leer am vergangenen Freitagabend daher etwas eng, aber die Plätze reichten aus.
Albrecht Broemme ist seit nunmehr zehn Jahren der Präsident des THW; zuvor war er jahrelang Leiter der Berliner Feuerwehr. Das THW und die Feuerwehr verbindet seiner Meinung nach, dass beide Organisationen gut ausgebildet sind und andere Menschen direkt durch konkrete Hilfe unterstützen. "Die Polizei reklamiert für sich der Freund und Helfer der Bevölkerung zu sein, obwohl sie in der täglichen Arbeit eher vom Bürger gerufen wird um zu bestrafen. Wir das THW, aber auch die Feuerwehr und die anderen Hilfsorganisationen sind die Guten - wir helfen immer", so der THW-Präsident.
Im Rahmen des Gespräches schilderte Broemme dem Publikum wie er zu seinem besonderen Amt als Leiter einer Behörde mit rund 800 hauptamtlichen Mitarbeitern und über 84.000 ehrenamtlichen THW-Helfern kam. In seinem vorgerückten Alter ist es für Broemme nicht mehr erforderlich, wie in der Vergangenheit, bei jedem Einsatz leitend vor Ort zu sein, sondern er koordiniert nun die Geschicke der ganzen Bundesbehörde von seinem Schreibtisch aus. Eine regelmäßige Präsenz vor Ort bei seinen Helferinnen und Helfern ist im jedoch wichtig. So ist Leer einer von rund 350 seiner 668 Ortsverbände, die er in seiner Amtszeit persönlich bereist hat.
Gemeinsam mit Frau Connemann hatte Albrecht Broemme vor dem Gesprächstermin den Schiffssimulator der Fa. Nautitec im MARIKO besichtigt. "Sie strahlen eine Ruhe aus, wie vorhin, als Sie im Simulator am Steuer eines Frachtschiffes durch die Bucht von San Francisco manövrieren mussten, ohne dies vorher jemals gemacht zu haben", stellte die Bundestagsabgeordnete fest. Broemme erwiderte, dass eine ruhige Führung in einer Einsatzorganisation wie dem Technischen Hilfswerk unerlässlich sei. Eine ruhige Führung strahlt sich auf jeden einzelnen Helfer aus und ist daher für den Einsatzerfolg unerlässlich. Der THW-Präsident rate seinen Einsatzkräften daher immer: "Ruhe bewahren, nicht diskutieren und entschlossen handeln".
In den vergangenen 60 Jahren seit Bestehen des Technischen Hilfswerks hat sich die Ausrüstung stark verändert. Frau Connemann stellte fest, dass "um die Faszination Helfen aufrecht zu erhalten, eine zeitgemäße Ausrüstung unerlässlich ist". Mit Schubkarre, Spaten und Spitzhacke allein ist bei heutigen Großschadenslagen nicht mehr viel auszurichten. Auch beim THW hat inzwischen, wie auch in allen anderen Lebensbereichen, die Digitalisierung Einzug gehalten. Dies bringt jedoch nicht nur Vorteile, denn durch die Abhängigkeit unserer Gesellschaft von den technologischen Errungenschaften ergeben sich laut Albrecht Broemme neue Probleme. Man denke dabei nur mal an einen Ausfall des Internets oder des GRS-Netzwerks für mehrere Wochen. Das würde ein riesiges Chaos ergeben. Eine Kernaufgabe des THW wird daher in Zukunft zunehmend der Schutz der sog. kritischen Infrastrukturen (KRITIS) sein.
Im Rahmen der Gesprächsrunde wurde auch den Zuhörern Möglichkeit gegeben, sich mit Fragen an den THW-Präsidenten aktiv zu beteiligen. Michael Witassek aus Leer wollte wissen, wie sich der Wegfall der Wehrpflicht auf das Technische Hilfswerk ausgewirkt hat. Albrecht Broemme berichtete, dass vor Aussetzung der Wehrpflicht etwa 40 % der Helfer des THW als Ersatzdienst geleistet haben. "Nun müssen unsere Ortsverbände sehr viel aktiver sein und mehr Werbung machen", so Broemme, "dies hat aber in den letzten Jahren erfreulicherweise auch dazu geführt, dass neue Bevölkerungsgruppen für eine Mitwirkung begeistert werden konnten und so der Frauenanteil im THW stetig spürbar wächst".
Auch der THW Ortsverband Leer ist immer auf der Suche nach Menschen, sie sich durch ein ehrenamtliches Engagement aktiv für die Gesellschaft einsetzen möchten. Frauen und Männer ab 18 Jahren können sich im THW einbringen. Ob gerade Volljährig, Mitte Dreißig oder 60 Plus - Menschen aus sämtlichen Altersgruppen werden gebraucht und können sich beim THW sinnvoll einbringen. Für Kinder und Jugendliche besteht zudem die Möglichkeit ab 6 Jahren in der THW-Minigruppe bzw. ab 10 Jahren in der THW-Jugend mitzumachen.